Lanze für die Hauptschule gebrochen

VON MARGRET KLOSE – Mit freundlicher Genehmigung des Kölner Stadtanzeigers.

Frechen. Nach mehr als 40 Jahren im Schuldienst geht Sylvia Hechtel (65) zum 1. August in den Ruhestand. Zurzeit ist sie noch täglich in der Schule und stellt die neuen Stundenpläne für das nächste Schuljahr mit auf. Glücklich ist sie mit dem Wissen nicht, dass in ein paar Tagen endgültig Schluss sein wird. „Ich habe meine Arbeit hier an der Schule sehr geliebt“, sagt Sylvia Hechtel. Seit 1977 unterrichtete sie an der Hauptschule Frechen-Herbertskaul zunächst Deutsch, Geschichte und Geografie. Nach einer zusätzlichen Qualifikation durfte sie auch Chemie und Physik lehren. „Wir haben im Unterricht viele Versuche gemacht“, erzählt die Lehrerin. Stets sei es ihr wichtig gewesen, bei den jungen Leuten die Begeisterung für die Naturwissenschaften zu wecken. Sylvia Hechtel: „Das geht nur,wenn die Kinder und Jugendlichen auch begreifen, was sie lernen sollen.“

1997 wurde Sylvia Hechtel Konrektorin. Fortan war sie zusätzlich für die Stundenpläne und Vertre-tungspläne mit in der Verantwortung. Auch für den Finanzhaushalt der Schule und für den Einkauf von Schulmaterialien und Mobiliar war sie zuständig. Sie hat den Ausbau der Hauptschule zur Ganztagsschule mit gestaltet, den Bau der Mensa begleitet und die Inklusion in der Hauptschule mit eingeführt. Parallel dazu war sie über viele Jahre in der Lehrergewerkschaft (GEW) aktiv, dort hat sie die Fachgruppe Haupt-schule geleitet.

Vor allen Dingen hat sich Sylvia Hechtel als Ansprechpartnerin und Beraterin für die Schüler, Eltern und Kollegen verstanden. „Ich bin Hauptschullehrerin aus Überzeugung. Unsere Gesellschaft braucht die Hauptschule.“ Dass Hauptschulen mehr und mehr geschlossen werden, ist in ihren Augen ein fataler Fehler.„Die schwächeren Schüler fallen doch in allen anderen Schulformen durch sämtliche Raster“, sagt Sylvia Hechtel. Diese Kinder hätten keine Lobby. Schon früh wusste Hechtel, dass sie Lehrerin werden wollte, Lehrerin an einer Hauptschule. Bereut hat sie diese Entscheidung nie. Im Gegenteil. „Es tut mir richtig leid , dass ich schon aufhören muss.“ Sie liebe diese Arbeit mit all ihren täglichen Herausforde-rungen und der Vielseitigkeit. „Es ist einfach schön miterleben zu können, wie aus den Kindern junge Erwachsene werden, die ihre Stärken erkennen und nutzen lernen.“